Der gegenwärtige Systemkonflikt des US-geführten Kapitalismus gegen den „Rest“ der Welt
Vortrag mit anschließender Diskussion
Werner Rügemer
Mittwoch, 12. Juli 2023 um 19 Uhr im Haus der Gewerkschaften Ulm
Die USA haben ihren Anspruch als „einzige Weltmacht“ seit dem 2. Weltkrieg schrittweise auch auf Europa ausgedehnt:
Zuerst mit der Kombination von Marshall-Plan und NATO. Seit der Jahrtausendwende haben die USA die NATO weiter gegen Russland vorgeschoben – gleichzeitig haben die neuen führenden US-Kapitalisten BlackRock & Co. die wichtigsten Unternehmen und Banken in Europa aufgekauft, in Deutschland, Frankreich, der Schweiz usw. Und gleichzeitig kommen die wichtigsten Berater für Unternehmen und Staaten in Europa aus den USA: Ratingagenturen, Unternehmensberater, Wirtschaftskanzleien, Wirtschafts“prüfer“.
Die europäischen Staaten wurden „amerikanisiert“: Politische Rechtsentwicklung, Verarmung der abhängig Beschäftigten, Förderung der Besserverdiener und Kapitalisten u.a. durch systemische Steuerflucht, gezielte Verletzungen des Völkerrechts und Ersatz der Menschenrechte durch „westliche Werte“.
So werden in Europa die abhängigen Regierungen, Leitmedien und Kapitalisten in den US-Kreuzzug gegen den „Rest“ der Welt einbezogen, mit Krieg und Aufrüstung gegen die wichtigsten weltpolitischen Systemfeinde, allen voran gegen die Volksrepublik China und Russland.
So findet der Systemkonflikt erstens auf nationaler Ebene statt, in den USA selbst genauso wie etwa in der EU; zweitens auf globaler Ebene. Die kapitalistische Führungsmacht USA ist dabei umso gefährlicher, weil sie wirtschaftlich, politisch, moralisch an Ansehen verliert, im eigenen Standort wie weltweit, aber über ungleich mehr militärische Macht verfügt als die nächsten 10 Staaten zusammen, direkt und indirekt Völkerrecht bricht und die atomare Erstschlags-Doktrin verfolgt. Es entscheidet deshalb über die Gegenwart und Zukunft der Menschheit, wie die Macht der USA beschränkt wird und wie sich der „Rest“ der Welt im Sinne des Völkerrechts und der UN-Menschenrechte neu organisiert. Der Stellvertreter-Krieg der Ukraine hat diese neue Organisierung schon beschleunigt – wie können wir auch in Deutschland und in Europa dazu beitragen?
Dr. Werner Rügemer, Köln, interventionistischer Philosoph, Publizist, Beirat des Deutschen Freidenker-Verbands, lebt in Köln und arbeitet als Publizist, Buchautor, Referent, Berater und Stadtführer, Mitglied im Deutschen Schriftstellerverband (VS/Verdi) und im PEN-Zentrum Deutschland.