Veranstaltung

Altersarmut in Ulm

„Altersarmut ist ein stetig wachsendes gesellschaftspolitisches Problem in Deutschland.“

Vortrag Christiane Blessing-Win (altersarmut Ulm nein e.V.) mit Diskussion

Mittwoch, 13. Dezember 2023, 19 Uhr in der MEDIEN-SCHMIEDE Ulm, Rabengasse 7

Wachsende #Altersarmut
Die Anzeichen wachsender Altersarmut sind nicht zu übersehen.
Alte Menschen, die in Mülleimern nach Leergut suchen, gehören mittlerweile zum alltäglichen Erscheinungsbild in Deutschland. #Suppenküchen sprießen wie Pilze aus dem Boden.
Der aktuelle #Armutsbericht des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes stellt fest: Die #Armut ist im Alter größer als im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Nach EU-Definition gilt als #arm oder armutsgefährdet, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Die Ursache für die zunehmende #Armut und bei Fortsetzung der gegenwärtigen Politik für die in Zukunft zu erwartende Welle an #Altersarmut liegt in dem seit über 20 Jahren betriebenen Abbau des #Sozialstaats. Sie ist Folge einer neoliberalen #Arbeitsmarktpolitik, die im Sozialstaat nur einen Kostenfaktor sieht. Alle Lebensbereiche werden dem Markt unterworfen, die konsequent betriebene Umverteilung von unten nach oben wird fortgesetzt.
Forciert wird der #Sozialabbau seit Anfang der 1990er Jahre betrieben, nicht zufällig mit dem Wegfall der Systemalternative. Wohlstandsentwicklung und starke Gewerkschaften hatten nach dem Krieg den Aufbau des westdeutschen #Wohlfahrtsstaates in seiner Funktion als «Schaufenster des Westens» ermöglicht. Zwischen 2003 und 2029 werden die Renten um fast 12 Prozentpunkte von der Lohnentwicklung abgekoppelt. Dabei hat die Talfahrt noch nicht einmal richtig begonnen. Allein zwischen 2016 und 2029 wird die Rentenanpassung fast 8 Prozentpunkte hinter den Löhnen zurückbleiben. Das ist für BeitragszahlerInnen und Rentner*innen gleichermaßen fatal. Während langjährige Beitragszahlungen schon jetzt kaum noch für auskömmliche #Renten sorgen, leiden die heutigen Rentnerinnen und Rentner schon jetzt an dem stetigen Wertverlust ihrer Renten.
Was zu tun wäre:
* Einführung einer solidarischen #Mindestrente
* Anhebung des Rentenniveaus von aktuell 47,5 Prozent auf das ursprüngliche Niveau von 53 Prozent.
* Verbot von #Leiharbeit und #Werkverträgen
* Erhöhung des Mindestlohns und damit verbunden die sofortige Abschaffung des Niedriglohnsektors
* Rückabwicklung der Riester-Rente und Wiedereinführung der paritätischen gesetzlichen Rentenversicherung.
* Einführung einer „Bürgerversicherung“ für alle. Bisher müssen Gutverdienende nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze in die GRV einzahlen. Viele Berufsgruppen sind außerdem in Sondersystemen abgesichert. In Zukunft sollen alle Erwerbstätigen (Selbständige, Beamte, Freiberufliche, Abgeordnete) in die GRV einzahlen.
* Die Rente folgt 1:1 den Löhnen. Langfristig profitieren hiervon nicht nur die RentnerInnen sondern vor allem die BeitragszahlerInnen.Da durch eine den Lebensstandard sichernde Rente private #Altersvorsorge überflüssig wird, werden sie finanziell sogar entlastet. Zugleich müsste sich die Arbeitgeberseite wieder an der paritätischen Finanzierung der Rentenversicherung beteiligen.

Christiane Blessing-Win von altersarmut Ulm nein stellt wichtige Eckdaten zum Thema #Altersarmut vor und erzählt über den von ihr gegründeten Verein und dessen Erfahrungen in den ersten zwei Jahren.
altersarmut Ulm nein unterstützt finanziell schwach gestellte Seniorinnen und Senioren. Alleine in Ulm sind etwa 400 Menschen auf Grundsicherung im Alter angewiesen.
Wir begreifen Altersarmut als eine wichtige gesellschaftliche Herausforderung. Grundsicherung allein sichert noch kein menschenwürdiges Leben. Deshalb wollen wir dazu beitragen, dass die Lebensleistungen von Seniorinnen und Senioren honoriert werden. Wir bieten begleitende Maßnahmen zur Grundsicherung im Alter an. Und wir wollen dabei Menschen miteinander verbinden und Jung und Alt zusammenführen.

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